Eierstockkrebs ist seltener als Brustkrebs, aber auch aggressiver. Erfahre alles über Symptome, Risikofaktoren und Heilungschancen.
Aggressiver Tumor, der oft erst spät erkannt wird
Jedes Jahr erhalten etwa 600 Frauen in der Schweiz die Diagnose Eierstockkrebs. Diese bösartige Erkrankung der Eierstöcke ist zwar seltener als Brustkrebs, gehört laut Deutscher Krebsgesellschaft allerdings zu den aggressivsten Tumoren.
Eierstockkrebs wird oft erst spät erkannt, da die Symptome unspezifisch sind und leicht mit anderen Beschwerden wie Menstruationsbeschwerden oder dem Reizdarmsyndrom verwechselt werden können.
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs, auch bekannt als Ovarialkarzinom, ist ein bösartiger Tumor in den Eierstöcken (Ovarien). Bei dieser Krebserkrankung verändern sich die Zellen eines oder beider Eierstöcke und vermehren sich unkontrolliert, wodurch der Krebs den gesamten Bauchraum befallen und Metastasen in anderen Organen bilden kann.
Diese Krebsart tritt hauptsächlich bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren auf, also nach den Wechseljahren, obwohl seltene Formen, wie das low-grade seröse Ovarialkarzinom, (langsam wachsende Tumoren mit geringer Aggressivität) auch jüngere Frauen betreffen können. Die Gefahr eines unbemerkten Fortschreitens des Tumors ist hier besonders gross.
Welche Arten von Eierstockkrebs werden unterschieden?
Eierstockkrebs kann in verschiedenen Formen auftreten, je nach Ursprung der Zellen, aus denen er sich entwickelt. Zu den häufigsten gehören:
- Epithelialer Eierstockkrebs: Diese Art macht etwa 90 bis 95 % aller Fälle von Eierstockkrebs aus. Er entsteht in den Zellen, die die Oberfläche der Eierstöcke bedecken (Epithel). Man unterscheidet verschiedene Subtypen, wie das seröse, endometrioide, muzinöse und klarzellige Karzinom, die sich in ihrem Wachstumsverhalten und ihrer Prognose unterscheiden.
- Keimzelltumore: Keimzelltumore entstehen aus den Zellen in den Eierstöcken, die die Eizellen produzieren. Sie treten am häufigsten bei Mädchen und jungen Frauen unter 30 Jahren auf. Die meisten Keimzelltumore sind gutartig (nicht krebsartig).
- Stromatumore: Diese Tumore entstehen aus dem Bindegewebe, das die Eierstöcke stützt. Sie machen nur etwa 7 % der Eierstocktumore aus.
- Grenzfall-Tumoren: Es gibt auch sogenannte "Borderline-Tumoren" oder "Grenzfall-Tumoren" der Eierstöcke. Diese sind weder eindeutig gutartig noch bösartig und haben eine bessere Prognose als invasive Karzinome. Etwa 10 bis 15 % der epithelialen Tumore sind Borderline-Tumore.
Daneben werden Ovarialkarzinome in Typ 1 und Typ 2 unterteilt, basierend auf ihren molekulargenetischen Eigenschaften und klinischem Verhalten. Diese Einteilung basiert auf genetischen Veränderungen und der Aggressivität des Tumors.
Typ-1-Tumoren wachsen langsam, sind meist auf die Eierstöcke begrenzt und haben häufig Mutationen in Genen wie KRAS, BRAF und PTEN. Sie haben im Allgemeinen eine günstigere Prognose.
Typ-2-Tumoren wachsen schnell, neigen frühzeitig zur Ausbreitung im Bauchraum und haben häufig Mutationen in TP53 und BRCA. Sie werden allgemein als aggressiver eingestuft.
Ursachen und Risikofaktoren für Eierstockkrebs
Genetische Veranlagung
In etwa 23 % der Fälle ist Eierstockkrebs genetisch bedingt. Frauen, die eine schädliche Veränderung (Mutation) in einem der Gene BRCA1 oder BRCA2 erben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens neben Brustkrebs auch an Eierstockkrebs zu erkranken. Studien zeigen, dass etwa 39% bis 58% der Frauen mit einer BRCA1-Mutation und 13% bis 29% der Frauen mit einer BRCA2-Mutation Eierstockkrebs entwickeln.
Höheres Alter
Eierstockkrebs tritt vorwiegend bei älteren Frauen auf. Mehr als 48 % aller Fälle werden bei Frauen ab 65 Jahren diagnostiziert. Die meisten Frauen erkranken nach den Wechseljahren. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Eierstöcke über viele Jahre hinweg hormonellen Schwankungen ausgesetzt sind, was zu Zellveränderungen führen kann.
Frühe Menarche und späte Menopause
Je mehr Ovulationszyklen eine Frau in ihrem Leben hat, desto grösser ist die Belastung für die Eierstöcke und desto höher das Risiko für die Entstehung von Eierstockkrebs. Eine frühe Menarche (Einsetzen der ersten Regelblutung) und eine späte Menopause verlängern den Zeitraum, in dem die Eierstöcke den weiblichen Geschlechtshormonen ausgesetzt sind. Auch dieser hormonelle Einfluss kann das Risiko für Eierstockkrebs erhöhen.
Kinderlosigkeit
Frauen, die nie schwanger waren, haben ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, verglichen mit Frauen, die bereits ein Kind geboren haben. Jede Schwangerschaft scheint einen gewissen schützenden Effekt zu haben. Der Grund dafür könnte sein, dass während der Schwangerschaft der Eisprung aussetzt und die Eierstöcke sozusagen "ruhen".
Übergewicht
Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem erhöhten Risiko für Eierstockkrebs hin. Dieser Zusammenhang ist jedoch nur schwach ausgeprägt, und weitere Forschung ist notwendig, um ihn zu bestätigen. Eine Metaanalyse zeigte jedoch, dass fettleibige Frauen mit Eierstockkrebs ein um 17 % erhöhtes Sterberisiko haben im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen.
Hormonersatztherapie
Die Einnahme von Hormonen nach den Wechseljahren kann das Risiko für Eierstockkrebs leicht erhöhen. Das gilt vor allem für die langfristige Einnahme von Östrogen-Gestagen-Kombinationen. Die alleinige Einnahme von Östrogen scheint das Risiko weniger stark zu beeinflussen.
Endometriose
Eine aktuelle Studie zum Zusammenhang zwischen Endometriose und Eierstockkrebs ergab, dass Frauen mit Endometriose ein etwa 4-fach höheres Risiko haben, an Eierstockkrebs zu erkranken.
Dieses Risiko variiert jedoch je nach Subtyp der Endometriose: Bei tief infiltrierender Endometriose, bei der die Endometriosewucherungen tief in das umliegende Gewebe eingewachsen sind, war das Risiko besonders hoch.
Das Risiko erhöht sich weiter, wenn die Endometriose die Eierstöcke betrifft. Chronische Entzündungen durch Endometriose setzen freie Radikale frei, die Zellschäden begünstigen und in seltenen Fällen genetische Mutationen fördern können, welche zur Entstehung von Eierstockkrebs führen. Insbesondere Endometriome erhöhen das Risiko für Typ-1-Tumoren wie klarzellige und endometrioide Karzinome, die im Vergleich zu anderen Ovarialkarzinomen weniger aggressiv sind und langsamer wachsen.
Symptome bei Eierstockkrebs
Eierstockkrebs verursacht im Frühstadium oft keine oder nur unspezifische Symptome. Mögliche Anzeichen sind:
- Blähungen
- Völlegefühl
- Schmerzen im Unterbauch
- Häufiges Wasserlassen
- Verstopfungen
- Ungewollter Gewichtsverlust
Diese Symptome können viele verschiedene Ursachen haben und sind nicht spezifisch für Eierstockkrebs oder Eileiterkrebs.
Wie erfolgt die Eierstockkrebs Diagnose?
Zur Diagnose von Eierstockkrebs werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
- Tastuntersuchung: Der Arzt tastet den Bauchraum und die weiblichen Geschlechtsorgane ab. Hierbei können auch Veränderungen der Eierstöcke festgestellt werden.
- Ultraschalluntersuchung: Ultraschall ist die wichtigste Methode, um Veränderungen am Eierstock zu erkennen und zu charakterisieren. Mittels Ultraschall über die Scheide können die Eierstöcke und Gebärmutter dargestellt werden. Die Ultraschalluntersuchung kann auch freie Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) nachweisen, die bei Eierstockkrebs auftreten kann. Neben den Eierstöcken und der Gebärmutter können mit dem Ultraschall auch andere Organe im Bauchraum dargestellt werden, die bei Eierstockkrebs betroffen sein können, wie z.B. die Leber, die Milz und die Nieren. Auch die Lymphknoten im Becken können untersucht werden.
- CT (Computertomographie): Ein CT-Scan macht detaillierte Bilder des Bauchraums und liefert Hinweise, ob der Tumor in benachbarte Strukturen hineingewachsen oder Metastasen gebildet hat. Allerdings zeigen CT-Scans kleine Eierstocktumore nicht so gut an. In einigen Fällen kann eine PET-CT durchgeführt werden, um den Stoffwechsel von Tumoren darzustellen und Metastasen zu erkennen.
- MRI (Magnetresonanztomographie): Ähnlich wie die CT liefert auch die MRI bzw. MRT detaillierte Bilder und kann zur Diagnostik eingesetzt werden. Sie liefert wichtige Informationen darüber, ob es sich um gutartige Veränderungen oder bösartige Tumore handelt.
- Gewebebiopsie: Eine sichere Diagnose von Eierstockkrebs ist nur durch eine Gewebeprobe (Biopsie) und die anschliessende histologische Untersuchung möglich. Dabei wird gezielt Gewebe aus dem Bauchfell, den Eierstöcken oder anderen verdächtigen Bereichen entnommen und von einem Pathologen beurteilt.
Wie wird Eierstockkrebs behandelt?
Die Behandlung von Eierstockkrebs erfolgt in der Regel in mehreren Schritten und wird individuell an das Stadium der Erkrankung, den Tumortyp und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin angepasst. Die häufigsten Behandlungsmethoden sind:
- Operation: Die operative Entfernung des Tumors ist in den meisten Fällen der erste und wichtigste Schritt. Ziel ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen, einschliesslich der Eierstöcke, Eileiter und der Gebärmutter.Je nach Ausbreitung des Tumors können auch Lymphknoten, Teile des Bauchfells (Peritoneum) und gegebenenfalls weitere Organe im Bauchraum entfernt werden. Die Operation kann durch das unkontrollierte Wachstum der Krebszellen sehr aufwendig sein und 6-8 Stunden oder sogar länger dauern, abhängig vom Stadium der Erkrankung und der Ausbreitung des Tumors.
- Chemotherapie: Sobald der Tumor entfernt ist, erfolgt eine Chemotherapie. Sie dient dazu, verbliebene Tumorzellen abzutöten, die während der Operation möglicherweise nicht entfernt werden konnten. Diese Zellen können sich im Gewebe, in der Lymphflüssigkeit oder an anderen Stellen im Körper befinden und zu einem Rückfall (Rezidiv) führen.
- Strahlentherapie: Die Strahlentherapie wird bei Eierstockkrebs seltener eingesetzt als die Operation und Chemotherapie. Sie kann in bestimmten Fällen zur Behandlung von örtlich begrenzten Tumoren eingesetzt werden.
Neben den klassischen Behandlungsmethoden gibt es weitere Therapieansätze, die je nach Situation in Erwägung gezogen werden können:
- Gezielte Therapien (Targeted Therapies)
- Immuntherapie
- Hormontherapie
- Unterstützende Therapien (Supportive Care)
Wie sind die Heilungschancen bei Eierstockkrebs?
Die Heilungschancen bei Eierstockkrebs hängen stark von verschiedenen Faktoren ab, vor allem vom Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose. Die Gefahr eines Rezidivs (Wiederauftreten des Krebses) bei Eierstockkrebs ist relativ hoch. So erleben etwa 70 % der Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs (Stadium III oder IV) ein Rezidiv. Bei Patientinnen in Stadium I oder II beträgt das Risiko 20-25 %.
Heilungschancen im Frühstadium
Wird der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt, bevor er sich auf andere Organe ausgebreitet hat, sind die Heilungschancen deutlich höher. In diesem Fall können durch eine Operation die Tumore oft vollständig entfernt werden, und die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei über 90 %.
Heilungschancen im fortgeschrittenen Stadium
Leider bleibt Eierstockkrebs häufig lange Zeit unentdeckt und wird erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, da die Symptome oft unspezifisch sind. Hat sich der Krebs bereits im Bauchraum ausgebreitet, sinken die Heilungschancen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt dann bei etwa 30%.
Was kann ich zur Früherkennung tun?
Eine etablierte Vorsorgeuntersuchung wie beim Gebärmutterhalskrebs gibt es für Eierstockkrebs bis dato nicht. Das macht die Früherkennung schwierig. Die Krebszellen wachsen unkontrolliert und können sich im gesamten Bauchraum ausbreiten.
Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt
Im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgenuntersuchung können Ärztinnen und Ärzte durch eine Tastuntersuchung oder bei Ultraschalluntersuchungen Veränderungen feststellen.
In einer Studie wurden etwa 200’000 postmenopausale Frauen in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, wobei eine Gruppe regelmässig Ultraschalluntersuchungen erhielt, während eine Vergleichsgruppe keine Früherkennungsuntersuchungen bekam. Die Hauptziele der Studie umfassten die Bewertung, ob die Früherkennung mittels Ultraschall das Auftreten von Eierstockkrebs im frühen Stadium fördern und die Sterblichkeit verringern könnte.
Obwohl Eierstockkrebs durch die Untersuchung früher entdeckt wurde, konnte die Früherkennung durch Ultraschall nach den Ergebnissen der Studie jedoch die Eierstockkrebssterblichkeit nicht signifikant senken.
Risikosprechstunde im gynäkologischen Tumorzentrum
Auch eine gezielte Vorbeugung von Eierstockkrebs ist schwierig. Bei Frauen mit einem erhöhten Risiko, z.B. aufgrund einer familiären Belastung oder Mutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen, bieten gynäkologische Tumorzentren eine spezielle Risikosprechstunde an.
Hier werden individuelle Vorsorgemassnahmen besprochen, die folgende Punkte umfassen können:
- Regelmässige Kontrolluntersuchungen: Dazu gehören gynäkologische Untersuchungen, Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke und ggf. Bluttests zur Bestimmung von Tumormarkern.
- Prophylaktische Operationen: In bestimmten Fällen kann eine prophylaktische Entfernung der Eierstöcke und Eileiter (Salpingo-Oophorektomie) in Erwägung gezogen werden, um das Risiko für Eierstockkrebs deutlich zu reduzieren. Sie wird in der Regel Frauen mit erhöhtem Risiko nach Abschluss der Familienplanung empfohlen.
Bestimmung von Tumormarkern
Etwa 80 % der Frauen mit Eierstockkrebs weisen erhöhte CA-125-Werte auf. Die Bestimmung des Tumormarkers CA-125 im Blut kann auf Eierstockkrebs hindeuten, ist jedoch allein nicht aussagekräftig genug für eine sichere Diagnose. Dieser Marker kann auch bei anderen Erkrankungen, wie Endometriose oder entzündlichen Erkrankungen des Beckens, erhöht sein. Des Weiteren stellt er keine sichere Früherkennungsmethode dar, da CA-125 insbesondere bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs erhöht ist.
Zusätzliche Biomarker wie HE4, MikroRNAs, DNA-Methylierungsmuster und zirkulierende Tumorzellen zeigen vielversprechende Ansätze zur Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit und Früherkennung. Daher wird CA-125 in der Regel nur in Kombination mit anderen Untersuchungen eingesetzt, beispielsweise bei Verdacht auf Eierstockkrebs oder zur Verlaufskontrolle während der Therapie.
Fazit: Eierstockkrebs oft erst spät erkannt
Eierstockkrebs ist eine ernste Erkrankung, die oft erst in einem späten Stadium erkannt wird. Die Symptome sind unspezifisch und können leicht mit anderen Beschwerden verwechselt werden. Die grössten Risikofaktoren für Eierstockkrebs sind die genetische Veranlagung und höheres Alter.
Die Diagnose von Eierstockkrebs erfolgt durch verschiedene Untersuchungen. Dabei spielt der Ultraschall eine besonders wichtige Rolle. Die Heilungschancen hängen stark vom Stadium der Erkrankung ab.
Eine etablierte Vorsorgeuntersuchung für Eierstockkrebs gibt es derzeit nicht. Frauen mit erhöhtem Risiko, etwa aufgrund ihrer Familiengeschichte, sollten sich in einem gynäkologischen Tumorzentrum beraten lassen. Hier werden individuelle Vorsorgemassnahmen besprochen, die regelmässige Kontrolluntersuchungen und gegebenenfalls prophylaktische Operationen umfassen können.
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