Krebs wird oft erst spät erkannt. Tumormarker sowie andere Blutwerte können einen ersten Hinweis auf eine Krebserkrankung geben. Erfahre mehr dazu in diesem Artikel.

In der Schweiz gibt es jährlich durchschnittlich rund 42'750 Krebsneuerkrankungen. Während sich einige Krebsarten (z. B. Hodenkrebs, Brustkrebs) relativ schnell durch spürbare Symptome bemerkbar machen, verursachen andere (Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Lungenkrebs) erst in fortgeschrittenen Stadien Beschwerden. Ein erheblicher Anteil der Krebserkrankungen wird erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose deutlich einschränken kann.

Umso wichtiger ist es, Krebs frühzeitig und auf möglichst schonende Weise zu erkennen. Eine frühe Erkennung kann den Behandlungsverlauf positiv beeinflussen, die Überlebensrate verbessern und somit die Chancen auf eine erfolgreiche Krebstherapie erhöhen.

Inwiefern können Blutwerte auf Krebs hindeuten?

Blutwerte können auf verschiedene Weisen auf Krebs hindeuten, obwohl sie in der Regel nicht als alleinige Diagnosemethode verwendet werden. Bestimmte Krebsarten können Veränderungen im normalen Blutbild verursachen. Dies kann eine Erhöhung oder Verringerung der Anzahl bestimmter Blutzellen (wie weisse Blutkörperchen, rote Blutkörperchen oder Blutplättchen) beinhalten.

Einige Krebsarten produzieren spezifische Substanzen, sogenannte Tumormarker, die im Blut nachgewiesen werden können. Erhöhte Werte bestimmter Tumormarker können auf das Vorhandensein von Krebs hindeuten, obwohl sie auch bei anderen Erkrankungen erhöht sein können.

Geben das kleine und grosse Blutbild Aufschluss bei einer Krebserkrankung?

Ein einfacher Bluttest, egal ob kleines Blutbild oder grosses Blutbild, kann keine Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs direkt nachweisen. Abweichungen können zwar einen ersten Hinweis geben, aber eine sichere Diagnose erfordert immer weitere Untersuchungen, einschliesslich bildgebender Verfahren wie MRI/MRT.

Anders verhält es sich bei Blutkrebs (Leukämie). Hier können auffällige Blutwerte ein starker Hinweis sein. Dazu gehören:

  • erhöhte oder erniedrigte Anzahl weisser Blutkörperchen (Leukozyten)
  • veränderte Zusammensetzung der weissen Blutkörperchen
  • verminderte Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten) und/oder verminderter Hämoglobinwert (Hb)
  • Verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten)

Allerdings ist eine Knochenmarkuntersuchung für eine definitive Diagnose unerlässlich.

Welche Blutwerte sind bei Krebs verändert?

Krebs kann bestimmte Blutwerte verändern, indem er die Anzahl der roten Blutkörperchen, weissen Blutkörperchen oder Blutplättchen beeinflusst. Bei Krebserkrankungen können neben spezifischen Tumormarkern auch allgemeine Entzündungswerte wie CRP im Blut erhöht sein.

CRP und Interleukin-6 (IL-6) sind häufig bei Krebserkrankungen erhöht. CRP ist ein Protein, das in der Leber produziert wird, und kann auch bei anderen Erkrankungen wie bakteriellen Infektionen, chronischen Entzündungen oder Verletzungen ansteigen. Da erhöhte Entzündungswerte verschiedene Ursachen haben können, sind sie kein spezifischer Hinweis auf Krebs.

Blutbild

Blutzellen im Blutbild (rote Blutkörperchen, weisse Blutkörperchen und Blutplättchen) können einen Hinweis auf eine Krebserkrankung geben.

  • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Eine verringerte Anzahl roter Blutkörperchen (Blutarmut) kann bei verschiedenen Krebserkrankungen auftreten, insbesondere bei Blutkrebs, aber auch bei Tumorerkrankungen, die Blutungen verursachen oder das Knochenmark beeinträchtigen.
  • Weisse Blutkörperchen (Leukozyten): Eine erhöhte Anzahl kann auf Leukämie oder andere Blutkrebsarten hindeuten, aber auch bei Infektionen oder Entzündungen auftreten. Auch eine verringerte Anzahl (Leukopenie) kann bei einigen Krebsarten oder als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten.
  • Blutplättchen (Thrombozyten): Eine verringerte Anzahl (Thrombozytopenie) kann bei einigen Krebsarten oder als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten und das Blutungsrisiko erhöhen. Ebenso kann eine erhöhte Anzahl (Thrombozytose) bei einigen Krebsarten auftreten, aber auch bei anderen Erkrankungen wie Infektionen oder Entzündungen.

Andere Blutwerte

  • Leberwerte (ALT, AST, ALP, Gamma-GT): Erhöhte Leberwerte können auf Lebermetastasen, eine Beteiligung der Leber durch Krebs, aber auch andere Erkrankungen wir Fettleber oder virale Hepatitis hinweisen.
  • Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff): Sowohl Kreatinin als auch Harnstoff steigen erst dann deutlich an, wenn die Nierenfunktion bereits erheblich beeinträchtigt ist. Andere Marker, wie die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) oder Cystatin C, können eine frühere Erkennung einer Nierenerkrankung ermöglichen.
  • Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium): Eine geringe Natriumkonzentration im Blut (Hyponatriämie) ist die häufigste Elektrolytstörung bei Patienten mit bösartigen (malignen) Krebserkrankungen mit einer Prävalenz von etwa 4 % bis 47 %.

Entzündungsmarker (CRP, BSG): Eine Metaanalyse ergab, dass in 90 % der analysierten Studien ein Zusammenhang zwischen erhöhten CRP-Werten und einer höheren Sterblichkeit bei Patienten mit soliden Tumoren festgestellt wurde. Dieser Zusammenhang war besonders ausgeprägt bei malignen Tumoren des Magen-Darm-Trakts und Nierenkrebs. Ein maligner Tumor, auch bösartiger Tumor genannt, ist in der Onkologie eine unkontrollierte Zellwucherung, die in umliegendes Gewebe eindringt, es zerstört und Metastasen bilden kann. Im Gegensatz zu gutartigen Tumoren wachsen maligne Tumoren aggressiv, unterscheiden sich strukturell von normalen Zellen und breiten sich über Blut- oder Lymphbahnen im Körper aus. Die Behandlung umfasst oft eine Kombination aus Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie, wobei eine frühzeitige Diagnose die Prognose verbessert.

Tumormarker und weitere Biomarker

Tumormarker sind bestimmte Proteine, Hormone oder Enzyme, die von Krebszellen oder als Reaktion auf die Krebserkrankung vom Körper gebildet werden. Sie bilden eine Untergruppe biologischer Marker und können im Blut oder Urin nachgewiesen werden. Erhöhte Werte bestimmter Tumormarker können auf das Vorhandensein von Krebs hindeuten, aber sie sind nicht spezifisch für eine Krebsart und können auch bei anderen Erkrankungen erhöht sein.

Einige der wichtigsten Tumormarker sind:

  • AFP (Alpha-Fetoprotein): Erhöhte Werte können auf Lebertumoren (Leberkrebs) oder Metastasen von Tumoren im Magen-Darm-Trakt hinweisen. Bei Schwangeren kann dieser Marker auf Entwicklungsstörungen des Ungeborenen hinweisen.
  • Bilirubin: Dieser Gallenfarbstoff entsteht beim Abbau des Blutfarbstoffs Hämoglobin, der in roten Blutkörperchen enthalten ist, und wird normalerweise mit dem Gallensaft ausgeschieden. Erhöhte Werte im Blut können auf Leberschäden, einschließlich Tumoren, hinweisen.
  • CA 125: Erhöhte Werte können auf Eierstockkrebs, aber auch auf Entzündungen der Leber oder Bauchspeicheldrüse sowie Autoimmunerkrankungen hindeuten.
  • CA 15-3: Dieser Marker kann bei verschiedenen Krebsarten erhöht sein, darunter Eierstock-, Brust-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Gebärmutterkrebs.
  • CA 19-9: Erhöhte Werte können auf Leber-, Dickdarm-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Eierstockkrebs hinweisen.
  • CEA (Carcinoembryonales Antigen): Dieser Marker kann bei Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs oder Magenkrebs erhöht sein, aber auch bei Leberzirrhose oder bei Rauchern.
  • PSA (Prostata-spezifisches Antigen): Erhöhte Werte können auf Prostatakrebs, aber auch auf gutartige Prostataerkrankungen hinweisen.
  • HCG: HCG, oder humanes Choriongonadotropin, ist ein Hormon, das normalerweise während der Schwangerschaft produziert wird und daher auch in Schwangerschaftstests nachgewiesen wird. Allerdings kann es auch als Tumormarker dienen, da erhöhte Werte auf bestimmte Krebsarten hinweisen können, insbesondere Hodenkrebs, aber auch Brust-, Leber- oder Nierenkrebs.
  • BRCA1 und BRCA2: Mutationen in BRCA1 oder BRCA2 erhöhen das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie einige andere Krebsarten erheblich. So erkranken etwa 60 % der Frauen mit diesen Genen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, während es in der Allgemeinbevölkerung 13 % sind.
  • HER2: Eine Überexpression des Gens HER2, das heisst eine erhöhte Produktion des Proteins, wird bei etwa 15-20 % der Brustkrebserkrankungen beobachtet und führt zu aggressivem Tumorwachstum.
  • TP53: Mutationen in TP53 sind bei vielen Krebsarten häufig und führen zu unkontrolliertem Zellwachstum und Resistenz gegenüber Therapien.

Wie können Krebszellen im Blut erkannt werden?

Neben den klassischen diagnostischen Methoden wie Blutbildanalysen und bildgebenden Verfahren gewinnen innovative Tests wie die Flüssigbiopsie und der Galleri-Test zunehmend an Bedeutung. Diese modernen Ansätze ermöglichen es, Krebs anhand von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) oder zellfreier Tumor-DNA (ctDNA) im Blut frühzeitig zu erkennen.

Bei der sogenannte Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy) werden winzige Krebszellfragmente im Blut analysiert, um Tumore zu identifizieren und deren Eigenschaften zu verstehen. Der Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) oder zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) kann auf das Vorhandensein von Krebs hindeuten und Informationen über die Art des Krebses und seine Aggressivität liefern.

Der Galleri-Test aus den USA ist ein innovativer Bluttest zur Früherkennung von Krebs. Er basiert auf der Analyse von zellfreier DNA (cfDNA) im Blut, die von Tumorzellen freigesetzt wird, und kann über 50 verschiedene Krebsarten erkennen, darunter auch solche, für die es derzeit keine etablierten Screening-Verfahren gibt. Mithilfe modernster Sequenzierungstechnologien und künstlicher Intelligenz kann der Galleri-Test das Vorhandensein von Krebssignalen erkennen und sogar den wahrscheinlichen Ursprungsort des Tumors anzeigen.

Diese Tests sind noch relativ neu und werden derzeit hauptsächlich in der Forschung und für bestimmte Krebsarten eingesetzt. Sie stellen noch keine universelle Screening-Methode dar. Obwohl noch nicht als alleinige Methode zur Krebsdiagnose etabliert, spielt die Flüssigbiopsie eine zunehmend wichtige Rolle in der Krebsdiagnostik, der Verlaufskontrolle und der Therapieüberwachung, insbesondere bei der Identifizierung genetischer Veränderungen, die die Behandlung beeinflussen können.

Hat man bei einer Krebserkrankung zwangsläufig auffällige Blutwerte?

Nein, nicht unbedingt. Zwar können Krebserkrankungen zu veränderten Blutwerten führen, aber diese Veränderungen sind nicht immer gleichbedeutend mit "schlechten" Blutwerten. Auch wenn sich bereits Metastasen gebildet haben, muss dies nicht zwangsläufig in einer Blutprobe nachgewiesen werden.

Manche Krebsarten haben keinen direkten Einfluss auf das Blutbild oder die Tumormarker. Dies sind insbesondere Krebsarten in den soliden Organen, die nicht direkt das Blut oder blutbildende Organe betreffen.

Manche Krebszellen produzieren keine oder nur sehr geringe Mengen an spezifischen Tumormarkern, die im Blut nachweisbar wären. Dadurch können diese Krebsarten auch bei Blutuntersuchungen unentdeckt bleiben.

In manchen Fällen sind die Veränderungen der Blutwerte durch eine Krebserkrankung sehr gering und liegen nur knapp ausserhalb der Normwerte. Diese subtilen Veränderungen können bei Routineuntersuchungen leicht übersehen werden und erfordern gezielte Tests und eine genaue Interpretation durch einen Arzt.

Weiterhin können Stress, Infektionen, Medikamente und andere Erkrankungen zu auffälligen Blutwerten führen, die nicht mit Krebs in Zusammenhang stehen.

Im frühen Stadium einer Krebserkrankung können die Laborwerte noch völlig normal sein, da der Tumor noch klein ist und keine messbaren Auswirkungen auf das Blut hat. Erst im weiteren Verlauf der Erkrankung, wenn der Tumor wächst oder Metastasen bildet, können sich die Blutwerte verändern. Aber auch wenn bereits Metastasen vorhanden sind, muss dies nicht zwangsläufig einen Einfluss auf die Blutwerte haben.

Auch die Behandlung einer Krebserkrankung, wie Chemotherapie oder Radiotherapie, kann die Blutwerte beeinflussen. Diese Therapien können zu einer vorübergehenden Abnahme bestimmter Blutzellen führen, aber auch zu einer Verbesserung der Blutwerte im Falle eines erfolgreichen Therapieansprechens.

Fazit: Blutwerte nur ein Teil der Krebsdiagnose

Blutwerte können wichtige Hinweise auf mögliche Krebserkrankungen liefern, auch wenn sie keine definitive Diagnose darstellen. Dabei ist nicht jeder auffällige Blutwert gleichbedeutend mit Krebs. Im Gegensatz müssen normale Blutwerte eine Krebserkrankung nicht ausschliessen. Die Interpretation von Blutwerten erfordert immer eine umfassende Betrachtung des individuellen Krankheitsbildes und weiterer diagnostischer Verfahren.

Die Fortschritte in der Flüssigbiopsie und die Einbeziehung weiterer Biomarker eröffnen vielversprechende Möglichkeiten für eine noch präzisere und frühzeitigere Krebsdiagnose in der Zukunft.

Du möchtest mehr Klarheit über deine Gesundheit? Dann buche jetzt deinen Termin für ein Ganzkörper-MRI in Kombination mit einer detaillierten Flüssigbiopsie.