Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine krankhafte lokale Aussackung oder Ausbuchtung eines Blutgefässes, meist einer Arterie (Schlagader). Diese Schwachstelle in der Gefässwand kann sich im Laufe der Zeit vergrössern und im schlimmsten Fall reissen, was zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.
Ein Aneurysma kann so zu einem hämorrhagischen Schlaganfall führen, wenn es platzt und eine Einblutung verursacht. Diese Einblutung kann entweder direkt ins Gehirngewebe erfolgen (intrazerebrale Blutung) oder in den Raum zwischen den Hirnhäuten (Subarachnoidalblutung).
Die Relevanz der frühzeitigen Erkennung und Behandlung eines Aneurysmas verdeutlicht eine Studie, wonach 50 % der Patienten mit einem geplatzten (rupturierten) Bauchaortenaneurysma noch vor Erreichen des Krankenhauses versterben. Die Gesamtsterblichkeitsrate leigt sogar bei 80-90 %.
Aneurysma im MRI
Ein Aneurysma im MRI lässt sich in der Regel sehr gut visualisieren, da das MRT eine hohe Auflösung und exzellente Weichteildarstellung bietet. Insbesondere mit speziellen Sequenzen wie der Time-of-Flight (TOF)-MRA können Aneurysmen detailliert dargestellt werden. Dabei werden sowohl die Größe und Form des Aneurysmas als auch seine Lage und eventuelle Komplikationen, wie zum Beispiel eine Thrombusbildung oder eine Wanddissektion, präzise sichtbar. Die MRT ist deshalb ein sehr wichtiges Werkzeug in der Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Aneurysmen.
Aneurysma Symptome
Oft verursachen Aneurysmen keine Beschwerden und werden zufällig bei Kontrolluntersuchungen (Zufallsbefund) entdeckt. Die häufigsten Symptome sind plötzlich auftretende Kopfschmerzen, Sehstörungen, Sprachstörungen, Husten oder Heiserkeit. Allerdings können die Symptome nach Lokalisierung und Ausprägung variieren.
- Gehirnarterienaneurysmen:
- Plötzliche, starke Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Nackensteifigkeit
- Sehstörungen
- Bewusstseinsverlust
- Extrakranielle Aneurysmen (Halsschlagader):
- Pulsierender Knoten am Hals
- Schwindel
- Sehstörungen
- Sprachstörungen
- Schlaganfallsymptome
- Aortenaneurysmen:
- Schmerzen im Brustkorb, Rücken oder Bauch
- Pulsierendes Gefühl im Bauch
- Husten
- Heiserkeit
- Atemnot
Arten von Aneurysmen
Aneurysmen können in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten und werden nach ihrer Lage und Form klassifiziert. Die häufigsten Arten sind:
- Aneurysma im Gehirn: Ein Hirnaneurysma tritt in den Hirnarterien auf und kann bei Ruptur zu einer Subarachnoidalblutung führen, einer lebensbedrohlichen Form des Schlaganfalls. Besonders betroffen von Hirnaneurysmen sind Erwachsene im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
- Aneurysma im Hals: Diese Aneurysmen befinden sich ausserhalb des Schädels (extrakraniell), meist in den Halsschlagadern (Karotisarterien). Aneurysmen der extrakraniellen Arteria carotis interna (EICA), also der inneren Halsschlagader ausserhalb des Schädels, treten selten auf und machen weniger als 1 % aller arteriellen Aneurysmen aus. Trotz ihrer Seltenheit sind sie von Bedeutung, da sie ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse im Gehirn, Kompression von Hirnnerven und Ruptur mit sich bringen.
- Aneurysma in der Aorta: Ein Aortenaneurysmas tritt in der Hauptschlagader (Aorta) auf, der grössten Arterie des Körpers, die vom Herzen ausgeht und den Körper mit Blut versorgt. Dabei wird zwischen zwei Haupttypen von Aortenaneurysmas unterschieden:
1) Aneurysma im Brustbereich: Ein Aneurysma im Brustbereich (thorakales Aortenaneurysma) ist eine Erweiterung oder Ausbuchtung eines Abschnitts der Aorta im Brustkorb (Thorax). Thorakale Aortenaneurysmen sind selten und treten bei etwa 6-10 von 100.000 Menschen auf. Ungefähr 20 % der thorakalen Aortenaneurysmen lassen sich auf eine familiäre Vorbelastung zurückführen.
2) Aneurysma im Bauch (Abdominal Aortic Aneurysm, AAA): Ein Bauchaortenaneurysma ist eine krankhafte Aufweitung oder Ausbuchtung der Bauchschlagader (Bauchaorta). Abdominale Aortenaneurysmen betreffen bis zu 7 % der über 50-Jährigen und treten besonders häufig bei älteren Männern auf, die rauchen. In den meisten Fällen bleiben diese Ausbuchtungen klein und wachsen langsam, ohne ein erhebliches Risiko darzustellen. In einigen Fällen können sie sich jedoch schnell ausdehnen und ohne Vorwarnung reissen. Die daraus resultierenden massiven Blutungen im Bauchraum sind in der Regel lebensbedrohlich. - Aortenektasie: Eine Aortenektasie ist eine geringgradige Erweiterung der Aorta bis zum 1,5-fachen der Norm, was jedoch nicht die Kriterien eines Aneurysmas erfüllt. Erst ab einem Durchmesser von mehr als dem 1,5-fachen der Norm spricht man von einem Aneurysma.
Wie werden Aneurysmen diagnostiziert?
Die Diagnose eines Aneurysma erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT-Angiographie oder MRI-Angiographie. Die Behandlung hängt von der Grösse des Aneurysmas und dem individuellen Risiko des Patienten ab. Kleine Aneurysmen können regelmässig überwacht werden, während grössere Aneurysmen oft eine Operation erfordern, um das Risiko einer Ruptur zu verringern.
- CT-Angiografie: Die Angiografie mittels Computertomographie (CT) ist der Goldstandard zur Beurteilung von Hirnaneurysmen (zerebralen Aneurysmen), mit einer Sensitivität und Spezifität von bis zu 100 %. Die CT-Angiografie ist eine schnelle und kostengünstige Diagnosetechnik mit breiter Verfügbarkeit und hoher räumlicher Auflösung. Allerdings ist die Angiografie eine invasive Methode, bei der Kontrastmittel injiziert und anschliessend Röntgenbilder aufgenommen werden.
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Diese nicht-invasive Methode ermöglicht es, Aneurysmen im Bauchraum und an anderen Stellen des Körpers zu erkennen. Studien zeigen, dass Notärzte ein Bauchaortenaneurysma mit einer Sensitivität von 100 % und einer Spezifität von bis zu 100 % identifizieren können. Insbesondere durch die hohe Sterblichkeitsrate infolge eines ruptierten abdominalen Aneurysmas von fast 90 %, spielt die schnelle Diagnose und Behandlung eine entscheidende Rolle. So belegte eine weitere Studie, dass durch eine Ultraschalluntersuchung am Unfallort, die Zeit bis zur Diagnose von 111 Minuten auf 51 Minuten verkürzt werden kann.
- Magnetresonanztomografie (MRI oder MRT): Ein MRI liefert detaillierte Bilder der Blutgefässe und des umliegenden Gewebes. MRI-Untersuchungen sind im Allgemeinen sehr genau bei der Erkennung von nicht geplatzten Hirnaneurysmen. In einer Studie wurden 45 von 57 Hirnaneurysmen durch MRI-Scans erkannt. Dabei wurde festgestellt, dass MRI-Scans bei der Erkennung von Aneurysmen, die kleiner als 4 mm sind, möglicherweise weniger effektiv sind. Allerdings platzen Aneurysmen dieser Grösse seltener und führen zu Blutungen. Das Risiko einer Blutung ist bei Aneurysmen, die grösser als 7 mm sind, grösser.
Was zeigt ein MRI bei Aneurysmen?
Die Magnetresonanztomographie ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Aneurysmen. Sie liefert detaillierte Bilder der Blutgefässe und ermöglicht es Ärzten, die Grösse, Lage des Aneurysmas und Form des Aneurysmas zu beurteilen. Folgende Parameter können mittels MRI untersucht werden:
- Lokalisation: Das MRI kann die genaue Position des Aneurysmas im Gehirn anzeigen, ob es sich zum Beispiel an einer Arterienverzweigung oder an einer Krümmung befindet. Ausserdem kann erkannt werden, wo das Aneurysma in Relation zu den umliegenden Blutgefässen und Hirnnerven liegt und ob diese komprimiert oder verdrängt werden.
- Grösse und Form: Die Grösse des Aneurysmas (Durchmesser des Aussackung) und seine Form können präzise vermessen werden. Dies ist wichtig für die Risikobewertung und Therapieplanung.
- Hirngewebe: Weiterhin kann im MRI erkannt werden, ob das Aneurysma Druck auf das Hirngewebe ausübt oder ob es bereits zu einer Hirnblutung gekommen ist.
- Wandveränderungen: Entzündungen oder andere Veränderungen der Aneurysmawand können mit speziellen MRI-Sequenzen sichtbar gemacht werden.
- Blutungen: Falls das Aneurysma bereits geblutet hat, kann das MRI die Blutung im Gehirn sowie mögliche Folgekomplikationen wie Durchblutungsstörungen darstellen. Auch Blutungen innerhalb des Hirngewebes können im MRI sichtbar gemacht werden.
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Aneurysma Ursachen & Risikofaktoren
Ein Aneurysma kann angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Die genauen Ursachen von Aneurysmen sind jedoch oft unbekannt. Allerdings gibt es einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, ein Aneurysma zu entwickeln:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Eine Studie ergab, dass zwei Drittel aller Bauchaortenaneurysmen bei Menschen ab 75 Jahren auftraten.
- Geschlecht: Einer Studie zufolge, in der 682 behandelte intrakranielle Aneurysmen betrachtet wurden, war die Anzahl der Aneurysmen bei Frauen fast dreimal so hoch wie bei Männern. Männer sind dagegen häufiger von Bauchaortenaneurysmen (75 % vs. 25 %) betroffen.
- Bluthochdruck: Hoher Blutdruck (Hypertension) belastet die Arterienwände und kann zu Schwachstellen führen. Eine Studie ergab, dass die Senkung des Blutdrucks die Häufigkeit von geplatzten Aneurysmen und die Rupturrate signifikant reduziert.
- Rauchen: Rauchen ist ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Bauchaortenaneurysmen (BAA). Studien belegen, dass Raucher ein 3- bis 12-fach erhöhtes Risiko tragen, ein BAA zu entwickeln. Bei einer gross angelegten Studie waren 75 % der Aneurysmen mit einer Grösse ab 4 cm auf Rauchen zurückzuführen. Eine schwedische Untersuchung zeigte, dass 87 % der betroffenen Männer aktuelle oder ehemalige Raucher waren. Darüber hinaus verdoppelt Rauchen das Risiko einer Ruptur vor dem 65. Lebensjahr im Vergleich zu Nichtrauchern.
- Atherosklerose: Atherosklerose führt zur Bildung von Plaque in den Arterienwänden. Diese Plaque kann die Arterienwände schwächen und sie anfälliger für Ausbeulungen machen. Wenn die Arterienwand durch die Plaque geschwächt wird und der Blutdruck weiterhin auf sie einwirkt, kann sich die Arterie ausdehnen und ein Aneurysma bilden.
- Vererbbarkeit: Abgesehen vom familiären Auftreten (also der Häufung von Hirnaneurysmen in einer Familie) gibt es mehrere vererbbare Erkrankungen, die mit der Bildung von intrakraniellen Aneurysmen (IA) in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören:
- Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD)
- Neurofibromatose Typ I (NF1)
- Multiple endokrine Neoplasie Typ I (MEN1)
- Hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT)
- Infektionen: Infektionen wie Syphilis und Tuberkulose können die Entstehung von Aneurysmen begünstigen, indem sie eine Entzündungsreaktion in der Gefässwand auslösen. Diese Entzündung schädigt die elastischen Fasern und das Muskelgewebe, schwächt die Gefäßwand und macht sie anfälliger für Aneurysmen.
- Verletzungen: Verletzungen, die zu Aneurysmen führen können, sind in der Regel solche, die die Arterienwände direkt oder indirekt schädigen. Dazu gehören:
- Stich- oder Schussverletzungen
- Schwere Stösse oder Schläge auf den Körper, wie bei Autounfällen oder Sportverletzungen
- Chirurgische Eingriffe
- Katheter-basierte Eingriffe
- Bindegewebserkrankungen: Erkrankungen des Bindegewebes, wie das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) können die Arterienwände schwächen. Menschen mit Marfan-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für Aortenaneurysmen, insbesondere in der aufsteigenden Aorta (dem Teil der Aorta, der dem Herzen am nächsten liegt). Dies liegt daran, dass die geschwächte Aortenwand sich ausdehnen und ausbeulen kann. Einige Formen des EDS, insbesondere das vaskuläre EDS (vEDS), sind mit einem erhöhten Risiko für Aneurysmen und Dissektionen in verschiedenen Blutgefässen verbunden, einschliesslich der Aorta.
Wie wird ein Aneurysma behandelt?
Die Behandlung eines Aneurysmas erfolgt durch endovaskuläre Therapie, auch Coiling genannt, zielt darauf ab, das Aneurysma zu verschliessen. Dazu wird in der Regel über die Leistenarterie, seltener über die Armarterie, ein Zugang geschaffen. Durch diesen Zugang werden mithilfe einem Mikrokatheter Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma eingeführt, um es zu verschliessen.
Um den Verschluss zu verbessern und langfristig stabil zu halten, kommen auch bioaktive Coils zum Einsatz, die mit speziellen Materialien beschichtet sind.
Zusätzlich zum Verschluss innerhalb des Aneurysmas setzen Neurochirurgen häufig auch Stents oder sogenannte Flow Diverter in das betroffene Hirngefäss ein. Diese beeinflussen den Blutfluss so, dass das Aneurysma vom Blutstrom abgeschnitten wird und sich somit nicht weiter ausdehnen kann.
Eine andere Technik der Neurochirurgie ist das sogenannte Clipping, wobei mithilfe eines Gefässclips das Aneurysma verschlossen wird und an seiner Basis abgeklemmt wird.
Fazit
Aneurysmen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, da sie im schlimmsten Fall platzen und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen können.
Die Diagnose von Aneurysmen erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT-Angiographie oder MRI-Angiographie. Die Wahl der Methode hängt von der Lokalisation und Grösse des Aneurysmas ab.
Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen sowohl minimalinvasive Verfahren wie das Coiling, bei dem das Aneurysma durch Platinspiralen verschlossen wird, als auch chirurgische Eingriffe wie das Clipping, bei dem das Aneurysma mit einem Clip abgeklemmt wird.
Besonders wichtig ist die Prävention und Früherkennung von Aneurysmen, insbesondere bei Risikogruppen wie älteren Menschen, Rauchern, Menschen mit Bluthochdruck oder familiärer Vorbelastung. Regelmässige medizinische Untersuchungen können dazu beitragen, Aneurysmen frühzeitig zu erkennen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Vereinbare jetzt einen Scan, um dein individuelles Risiko abzuklären und mögliche Aneurysmen frühzeitig zu erkennen.
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