Hodenkrebs ist eine seltene Krebsart, die gehäuft bei jüngeren Männern auftritt. Erfahre mehr über die Ursachen und wie du selbst Hodenkrebs erkennen kannst.

Fälle von Hodenkrebs haben sich verdoppelt

Hodenkrebs tritt insbesondere bei jungen Männern zwischen 15 und 35 Jahren auf. Obwohl er in der Onkologie als seltene Krebsart gilt und nur 1 % aller Krebserkrankungen ausmacht, hat sich die Häufigkeit der Hodenkrebserkrankungen in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt.

In der Schweiz erkranken jährlich etwa 470 Männer an Hodenkrebs. Die genauen Ursachen für Hodenkrebs sind nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass die Entwicklung der Hoden im Embryonalstadium eine Rolle spielt. Bestimmte Risikofaktoren, die häufiger bei jungen Männern auftreten, können das Risiko für Hodenkrebs erhöhen, wie z.B. ein Hodenhochstand in der Kindheit.

Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs entsteht meist in den Keimzellen, den Zellen, die die Spermien produzieren. In seltenen Fällen kann Hodenkrebs auch in anderen Zellen des Hodens entstehen, wie z. B. in den Stützzellen oder den Leydig-Zellen, die das männliche Geschlechtshormon Testosteron produzieren. Bei Hodentumoren unterscheidet man zwischen zwei Haupttypen von Keimzelltumoren, den Seminomen und den Nicht-Seminomen.

Das Seminom ist der häufigste Typ von Hodenkrebs. Seminome wachsen in der Regel langsamer und sprechen gut auf eine Strahlentherapie an.

Nicht-Seminome kommen deutlich seltener vor, wachsen allerdings schneller und können sich aggressiver ausbreiten.

Wie kann sich Hodenkrebs ausbreiten?

Hodenkrebs wird in den meisten Fällen diagnostiziert, bevor er sich auf andere Körperregionen ausbreitet (metastasiert). Nur bei etwa 12 % der Betroffenen haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen gebildet.

Die Geschwindigkeit des Krankheitsverlaufs hängt vom jeweiligen Subtyp des Hodenkrebses ab. Oft dauert es Jahre, bis der Krebs metastasiert. Die meisten Hodentumoren, die metastasieren, tun dies innerhalb der ersten 2 Jahre.

Hodenkrebs kann sich über verschiedene Wege im Körper ausbreiten.

  • Lokal: Der Krebs wächst innerhalb des Hodens und kann dabei in umliegendes Gewebe eindringen, z.B. in den Nebenhoden oder in den Hodensack.
  • Lymphogen: Krebszellen gelangen über die Lymphgefässe in die Lymphknoten. Die Lymphknoten im Bauchraum sind häufig die ersten, die befallen werden, aber auch Lymphknoten in anderen Körperregionen können betroffen sein.
  • Samenleiter: Wenn Hodenkrebszellen in den Samenleiter eindringen, können sie sich über diesen Weg in andere Teile des Körpers ausbreiten.
  • Hämatogen: Krebszellen gelangen in die Blutbahn und können so in entfernte Organe transportiert werden und dort Metastasen bilden. Häufige Stellen sind Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Wie taste ich meine Hoden richtig ab?

Durch das regelmässige Abtasten der Hoden kannst du Veränderungen an deinen Hoden frühzeitig erkennen und abklären lassen. So gehst du dabei vor:

  • Taste deine Hoden am besten einmal pro Monat ab.
  • Der ideale Zeitpunkt ist nach einer warmen Dusche oder einem Bad, da die Haut des Hodensacks dann entspannt ist.
  • Betrachte deine Hoden vor einem Spiegel, um die Grösse und Form deiner Hoden zu sehen. Achte auf Schwellungen oder Veränderungen im Aussehen.
  • Untersuche nun jeden Hoden einzeln. Nimm den Hoden zwischen Daumen und Zeigefinger und rolle ihn vorsichtig zwischen den Fingern ab.
  • Taste die gesamte Oberfläche des Hodens ab. Achte dabei auf Knoten, Verhärtungen, Schwellungen oder Unebenheiten.
  • Taste auch den Nebenhoden ab, der sich an der Rückseite des Hodens befindet. Er fühlt sich an wie ein weicher, schlauchartiger Strang.
  • Wiederhole die Untersuchung am anderen Hoden.
Eine genaue Anleitung mit Illustrationen findest du übrigens auch auf der Website von Hodencheck

Worauf sollte ich bei der Selbstuntersuchung der Hoden achten?

  • Ist ein Hoden deutlich grösser oder anders geformt als der andere?
  • Fühlen sich die Hoden ungewöhnlich hart oder fest an?
  • Sind Knoten, Verhärtungen oder Unebenheiten zu spüren?
  • Verspürst du Schmerzen oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leistengegend?

Warum sollten die Hoden regelmässig abgetastet werden?

Hohe Heilungschancen bei frühzeitiger Erkennung

Hodenkrebs ist in einem frühen Stadium sehr gut behandelbar. Der Deutschen Krebsgesellschaft zufolge betragen die Heilungschancen in einem frühen Stadium zwischen 90 und 98 %. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Diagnose und damit die Chance auf eine vollständige Genesung.

Einfache und effektive Früherkennung

Die Hodenkrebsvorsorge ist im Vergleich zu anderen Krebsvorsorgeuntersuchungen relativ einfach und unkompliziert. Sie besteht hauptsächlich aus der regelmässigen Selbstuntersuchung der Hoden, die jeder Mann selbst durchführen kann. Somit können Veränderungen frühzeitig erkannt werden und bei Bedarf ein Urologe oder eine Urologin aufgesucht werden.

Die Rolle der Urologie

Die Urologie spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Hodenkrebs. Urologische Fachärzt:innen führen wichtige Untersuchungen wie die Tastuntersuchung, Ultraschall und Bluttests durch, um eine exakte Diagnose zu stellen. Im weiteren Verlauf können sie die Therapieplanung koordinieren und eng mit der Onkologie zusammenarbeiten, um die beste Behandlung für den Patienten sicherzustellen. Darüber hinaus beraten Urolog:innen zu möglichen Fruchtbarkeitserhaltungsmassnahmen, insbesondere wenn ein Kinderwunsch besteht.

Vermeidung invasiver Behandlungen und Spätfolgen

Wird Hodenkrebs früh erkannt, kann er oft mit weniger invasiven Methoden behandelt werden. Dies reduziert das Risiko von Komplikationen und Spätfolgen, wie z.B. Unfruchtbarkeit oder die Beeinträchtigung der sexuellen Funktion.

Was sind die Symptome von Hodenkrebs?

Das häufigste Symptom von Hodenkrebs ist eine schmerzlose Schwellung oder eine Verhärtung in einem Hoden. Doch nicht jede Schwellung oder jeder Knoten im Hoden bedeutet Krebs. Es gibt auch gutartige Erkrankungen (z. B. Samenzysten), die ähnliche Symptome verursachen können.

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Vergrösserung des Hodens
  • Schweregefühl im Hodensack
  • Ziehende Schmerzen im Hoden oder Unterleib
  • Flüssigkeitsansammlung im Hodensack
  • Schmerzen in der Brust oder im Rücken (bei fortgeschrittener Erkrankung)
  • Schwellung der Brustdrüse

Wie wird Hodenkrebs diagnostiziert?

Die Erkennung und Diagnose von Hodenkrebs erfolgt in der Regel in mehreren Schritten:

  1. Selbstuntersuchung: Die regelmässige Selbstuntersuchung der Hoden ist der erste und wichtigste Schritt zur Früherkennung. Hierbei können Auffälligkeiten wie Verhärtungen oder Schwellungen festgestellt werden.
  2. Körperliche Untersuchung: Bei Auffälligkeiten bei der Selbstuntersuchung oder bei Beschwerden im Hodenbereich sollte ein Urologe aufgesucht werden. Der Urologe oder die Urologin wird die Hoden abtasten und weitere Untersuchungen veranlassen, falls erforderlich.
  3. Ultraschalluntersuchung: Die Ultraschalluntersuchung ist aufgrund ihrer hohen Sensitivität, der Patientenakzeptanz und der relativ geringen Kosten die Untersuchung der ersten Wahl für die Bildgebung des Hodens. Ultraschall erkennt Hodenkrebs mit einer Genauigkeit (Sensitivität) von über 90 %.
  4. MRI Scan: Eine ergänzende MRI Untersuchung kann eingesetzt werden, wenn die Ultraschalluntersuchung keine eindeutigen Ergebnisse liefert und eine Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen notwendig ist. Darüber hinaus spielt ein MRI eine wichtige Rolle bei der Planung von hodenschonenden Operationen, da sie eine präzise Darstellung des Tumors und seiner Ausdehnung ermöglicht. In einigen Fällen kann ein MRI sogar Informationen über die Art des Tumors (histologische Charakterisierung) liefern und bei der Unterscheidung zwischen Keimzelltumoren und Nicht-Keimzelltumoren helfen.
  5. Blutuntersuchung: Im Blut können bestimmte Tumormarker (z.B. AFP, ß-HCG, LDH) gemessen werden, die bei Hodenkrebs erhöht sein können. Diese Marker dienen zur Diagnose und zur Verlaufskontrolle, wobei erhöhte Werte nicht zwangsläufig auf einen Tumor zurückzuführen sein müssen. Seltenere Formen von Hodenkrebs wie Sertoli- und Leydig-Zelltumoren produzieren in der Regel keine dieser Tumormarker. Ebenso können sehr kleine Tumoren die Tumormarkerwerte im Blut möglicherweise noch nicht beeinflussen.
  6. Gewebeentnahme (Biopsie): Eine Biopsie am betroffenen Hoden, also die Entnahme einer Gewebeprobe, wird bei Verdacht auf Hodenkrebs in der Regel nicht durchgeführt. Der Grund dafür ist, dass durch den Eingriff Krebszellen in umliegendes Gewebe oder die Lymphbahnen gelangen und sich so im Körper ausbreiten könnten. Dieses Risiko ist zwar gering, aber vorhanden.

Risikofaktoren für Hodenkrebs

Obwohl Hodenkrebs jeden Mann treffen kann, gibt es bestimmte Faktoren, die das Risiko erhöhen. Dazu zählen:

Hodenhochstand (Maldescensus testis)

Wenn die Hoden während der Entwicklung des Fötus nicht in den Hodensack absteigen, erhöht sich das Risiko für Hodenkrebs deutlich. Selbst wenn der Hodenhochstand in der Kindheit operativ korrigiert wurde, bleibt ein erhöhtes Risiko bestehen. Männer mit Hodenhochstand haben ein um 5- bis 10-fach erhöhtes Risiko an Hodenkrebs zu erkranken.

Familiäre Vorbelastung

Das Risiko für Hodenkrebs ist deutlich erhöht, wenn bereits ein naher Verwandter daran erkrankt ist. Eine norwegische Kohortenstudie ergab, dass das Risiko besonders erhöht ist, wenn Brüder (6,3-fach), Söhne (4,7-fach) oder Väter (4,4-fach) an Hodenkrebs erkrankt sind. Aber auch andere Krebsarten in der Familie, wie z.B. Karzinome, Sarkome, Mesotheliome, schwarzer Hautkrebs oder Tumore des Nervensystems, erhöhen das Hodenkrebsrisiko.

Vorherige Hodenkrebserkrankung

Männer, die bereits an einem Hoden erkrankt waren, haben ein erhöhtes Risiko, später einen weiteren Hodenkrebs zu entwickeln. Dieses Risiko war bei Patienten, die ursprünglich an einem Seminom erkrankt waren, deutlich höher (29-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung) als bei Patienten mit einem Nicht-Seminom (13-mal höher).

Carcinoma in situ (CIS) des Hodens

Das Carcinoma in situ (CIS) ist eine Veränderung des Hodengewebes, die als Vorstufe von Hodenkrebs gilt. Obwohl nicht jedes CIS zwangsläufig zu Krebs führt, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines invasiven Hodentumors.

So zeigen Studien, dass mindestens 50 % der Männer mit diagnostiziertem Hoden-CIS innerhalb von fünf Jahren an Hodenkrebs erkranken. Trotz dieses erhöhten Risikos gibt es keine einheitliche Meinung darüber, wie CIS behandelt werden sollte. Bislang gibt es keine eindeutigen Studienergebnisse, die eine bestimmte Behandlungsstrategie als optimal belegen.

Unfruchtbarkeit

Studien zeigen, dass unfruchtbare Männer ein erhöhtes Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an bestimmten Krebserkrankungen zu erkranken. Dies betrifft insbesondere Krebserkrankungen des Urogenitaltrakts, wie Hodenkrebs und Prostatakrebs. Insbesondere das Risiko für Hodenkrebs und aggressiven Prostatakrebs scheint bei unfruchtbaren Männern mindestens doppelt so hoch zu sein wie bei Männern ohne Fruchtbarkeitsprobleme.

HIV-Infektion

Männer mit HIV/AIDS haben ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs, insbesondere für Seminome. Dieses Risiko ist unabhängig von Alter, Ethnie oder Art der HIV-Übertragung. Am höchsten ist das Risiko bei fortgeschrittener HIV-Erkrankung, also kurz nach der AIDS-Diagnose. Mit der Verbesserung der HIV/AIDS-Behandlung, insbesondere durch die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART), ist das Risiko in den letzten Jahren aber gesunken.

Körpergrösse

Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen Körpergrösse und einem erhöhten Risiko für Hodenkrebs festgestellt. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die erhöhte Produktion von Wachstumshormonen und Sexualhormonen während der Pubertät, die das Zellwachstum und damit auch das Risiko für die Entstehung von Krebszellen beeinflussen könnten. Männer, die grösser als der Durchschnitt von 1.80 m sind, haben laut einer Studie ein um 13 % erhöhtes Risiko pro Zentimeter, an Hodenkrebs zu erkranken.

Lebensstilfaktoren

Neben nicht beeinflussbaren Faktoren spielt auch der Lebensstil eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines Hodentumors. Rauchen erhöht zwar das Risiko für viele Krebsarten, sein Einfluss auf Hodenkrebs ist aber unklar. Marihuanakonsum hingegen scheint das Hodenkrebsrisiko signifikant zu erhöhen, möglicherweise durch die Störung der Spermienproduktion.

Verursacht Velo fahren Hodenkrebs? Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass Radfahren und ähnliche Aktivitäten Hodenkrebs verursachen, wie im Fall des Tour-de-France Stars Lance Armstrong fälschlicherweise angenommen wurde. Tatsächlich gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Velo fahren, Reiten, das Tragen enger Hosen und Hodenkrebs.

Fazit: Hohe Heilungschancen bei Früherkennung

Hodenkrebs ist zwar eine seltene Krebsart, die vor allem junge Männer betrifft, aber die Häufigkeit der Erkrankung hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Die genauen Ursachen sind noch unbekannt, jedoch gibt es verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Hodenkrebs zu erkranken. Dazu gehören unter anderem Hodenhochstand, familiäre Vorbelastung, eine frühere Hodenkrebserkrankung und Unfruchtbarkeit.

Früh erkannt, sind die Heilungschancen bei Hodenkrebs sehr hoch. Daher ist die regelmässige Selbstuntersuchung der Hoden äusserst wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Bei Auffälligkeiten sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Neben der Selbstuntersuchung gibt es weitere Diagnosemöglichkeiten wie Ultraschall und Blutuntersuchungen. Ergänzend kann ein MRI durchgeführt werden, um die Art der Veränderung sowie die Art des Tumors zu erkennen. Eine Biopsie wird in der Regel nicht durchgeführt, um eine mögliche Ausbreitung von Krebszellen zu vermeiden.

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