Dieser Artikel stammt im Original von 20 Minuten und wurde von Gloria Karthan verfasst. Der Originalbeitrag ist hier verfügbar.
In Hollywood normal, nun auch hierzulande im Trend: Ein Zürcher Start-up bietet MRTs für gesunde Menschen an. Wir haben uns in die Röhre gelegt und komplett durchchecken lassen.
«Ich muss euch unbedingt von dieser lebensrettenden Maschine erzählen», schreibt Kim Kardashian in der Instagram-Caption zu einem Bild von ihr vor einer MRT-Röhre. Ein präventiver Ganzkörper-Scan habe das Potenzial, Krankheiten wie Krebs oder Aneurysmen bereits im frühesten Stadium zu erkennen – so der Reality-Star. «Es hat das Leben einiger meiner Freunde gerettet und ich wollte es mit euch teilen», so Kardashian weiter und fügte sogar den Hashtag #NotAnAd (keine Werbung) hinzu.
Während solche präventiven Ganzkörper-MRIs für Promis in den USA zum guten Ton gehören, haben sie nun auch in der Schweiz Einzug gehalten. Ein Anbieter ist das Zürcher Start-up Aeon – auf Einladung des Unternehmens konnten wir den Untersuch als einziges Schweizer Medium testen.
Der Trend sei auch hier spürbar, so Aeon-CEO Tim Seithe: «Es geht gut durch die Decke.» Man habe eine sehr hohe Nachfrage und werde den Service bald in weiteren Schweizer Städten anbieten. Ein klares Kundenprofil gebe es nicht. «Der jüngste Kunde war Anfang 20, die älteste Kundin 83 – es gibt immer mehr Menschen, die sich proaktiv mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen.»
Das Zürcher Unternehmen Aeon Life wurde 2024 von Tim Seithe gegründet und hat sich auf Gesundheitschecks spezialisiert. In einem Besuch will Aeon «die Früherkennung von über 500 Gesundheitsrisiken garantieren». Eine Blutabnahme soll das Risiko von falschpositiven Befunden minimieren. Die Ergebnisse werden von Schweizer Radiologen analysiert, durch KI optimiert und innert 72 Stunden via App bereitgestellt.
Es geht gut durch die Decke. Wir haben eine sehr hohe Nachfrage.
Tim Seithe, Gründer und CEO von Aeon
Die Vorbereitung
Den Check kann man online buchen, eine Überweisung einer Arztpraxis ist nicht nötig – schliesslich übernimmt die Krankenkasse nichts. Ich entferne alle Piercings und darf vier Stunden vor dem Termin nichts mehr essen. Der Scan findet in einem Radiologie-Zentrum in Zürich statt, Aeon hat selbst keinen fixen Standort. Für den Untersuch bekomme ich eine weisse Patientenkluft.
Der Check mit MRI und Blutabnahme
Im Behandlungsraum wird mir Blut abgenommen, dann lege ich mich auf die Liege des riesigen MRI-Geräts. Es ist mein erstes Mal in der Röhre – dementsprechend nervös bin ich vor dem 50-minütigen Scan, bei dem ich komplett stillliegen muss. Das Gerät ist aber geräumiger als gedacht und ich liege bequem.
Ohropax und Kopfhörer mit Musik sollen mich vor dem ohrenbetäubenden Lärm des Geräts schützen und ablenken. Über einen Knauf in meiner Hand kann ich während des Scans jederzeit mit der Praxisassistentin Kontakt aufnehmen. Das ist aber gar nicht nötig, da mich das Wackeln und die Klopf-Geräusche unerwartet wegdösen lassen.
Was ist ein MRI?
Eine Magnetresonanztomographie (MRI, auf Englisch: MRI) ist ein bildgebendes Verfahren, das mithilfe eines starken Magnetfelds und Radiowellen detaillierte Bilder des Körperinneren erzeugt.
Vorteile: Im Gegensatz zu Röntgen- oder CT-Scans kommt ein MRT ohne schädliche Strahlung aus. Es eignet sich besonders gut zur Darstellung von Weichteilgewebe wie Gehirn, Muskeln, Organen und Gelenken.
Anwendungsbereiche: Ein MRI wird häufig zur Diagnose von Verletzungen, Entzündungen, Tumoren oder neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Es kann auch präventiv genutzt werden, um potenzielle Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen.
Nachteile und Grenzen: Das Verfahren ist etwas teurer und zeitaufwendiger als andere bildgebende Untersuchungen. Zudem lassen sich vor allem Lungenerkrankungen nicht zuverlässig erkennen.
Die Ergebnisse
An einem Samstagabend, 72 Stunden später, bekomme ich ein Mail von Aeon: Meine Ergebnisse sind da und ich kann sie in der App anschauen. Ich klicke mich durch MRI-Bilder und Blutwerte und überfliege aufgeregt meine Befunde. Immerhin: Auf den ersten Blick sehe ich keine besorgniserregenden Diagnosen. Sacroiliitis, Hämatokrit, HbA1c – wie bitte? Viele der Begriffe sagen mir als Laie gar nichts. Zum Glück sind sie jeweils in einfachen Worten erklärt. Finden die Aeon-Ärzte etwas Grösseres, gibts die Ergebnisse jeweils nicht vorab zu sehen.
Laut MRI habe ich eine leichte Bandscheibenvorwölbung, das heisst, eine Bandscheibe in meinem Kreuz tritt leicht hervor. Das ergibt Sinn, denn kürzlich habe ich mich dort beim Kraftsport verletzt und bin seither in der Physio. Bei der Besprechung mit Radiologe und Chief Medical Officer Dr. Felix Harder zwei Tage später gibts Entwarnung: So eine Vorwölbung haben viele Menschen – ausserdem sei der Nerv nicht eingeengt. Puh!
Bei manchen Blutwerten bin ich ganz knapp unter oder über dem Optimalwert, darum zeigt es mir insgesamt sieben Befunde an. Insgesamt gibts keinen Handlungsbedarf, im Gegenteil: Der Arzt erklärt mir, ich sei gesund – mein Cholesterin und mein Langzeitblutzucker weisen sogar «fantastische Werte» auf. Die Ergebnisse und alle Scans sind jederzeit in der App abrufbar, damit ich sie auch meiner Arztpraxis zukommen lassen könnte. «Erst wenn wir sicher sind, dass Handlungsbedarf besteht, leiten wir an einen Spezialisten weiter», erklärt CEO Seithe. Dies verhindere eine unnötige Belastung des Gesundheitssystems.
Das Fazit
Mein persönliches Fazit: Obwohl ich mich recht gesund gefühlt habe und keine Symptome hatte, hat der Selbsttest und vor allem das detaillierte und persönliche Beratungsgespräch mit dem Arzt mein Bewusstsein für meinen Gesundheitszustand nochmal geschärft. «Wenn unsere Scans anzeigen, dass eine Person gesund ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch tatsächlich der Fall ist, extrem hoch», so der Aeon-CEO.
Tim Seithe, Gründer und CEO von Aeon
Die Technologie hat allerdings Grenzen. «Manche Krebsarten wie Darmkrebs und Brustkrebs können in bestimmten Stadien zwar erkannt werden. Allerdings gelten die Darmspiegelung bei Darmkrebs und die Mammografie bei Brustkrebs nach wie vor als die Goldstandards», so Seithe. Ähnlich sei es bei Lungenkrebs, wo ein CT die bessere Wahl ist, und bei Hautkrebs, wo man auf die Dermatoskopie setzt.
Auch wenn ein solcher Untersuch keine 100-prozentige Sicherheit bieten kann, war es doch eine spannende Erfahrung, wenn man Bilder seines Gehirns oder der Wirbelsäule anschauen und mit einem Radiologen besprechen kann. Ob einem diese Erfahrung bis zu 2490 Franken Wert ist, ist eine andere Frage.
Der Artikel hat dich neugierig gemacht? Buche gerne eine kostenfreie Beratung oder einen Check-up bei aeon!